Aufgeklärt im Pferdesattel Blog

Was passiert auf TOUR?

Was bedeutet es auf Tour zu sein?

Sattel-baumlos on Tour – unsere erste 2024 Bayern-Tour liegt hinter uns:

Nachdem ich bis Mittwoch mit Fieber im Bett lag, war zunächst unklar, ob die Sattel Tour nach Bayern stattfinden kann – glücklicherweise legte sich das Fieber, sodass die 4-stündige Vorbereitung auf die Tour beginnen konnte, spät fiel ich dann am Donnerstag ins Bett. Freitag in alle Frühe, fast noch Nacht, wurde das Auto beladen, Proviant gepackt und los ging es Richtung Bayern.

Zu Beginn einer Tour weiß ich nie, was mich bei Neukunden, also Sattelberatungen und Sattelchecks mit Fremdsättel, erwartet. Durch unsere Touren- und Terminemails bekomme ich zwar schon einige Informationen, aber das Pferd selbst unter den Fingern und die Besitzer vor der Nase zu haben, sorgt immer wieder für Überraschungen.

Da ich nicht von allen Terminen in aller Ausführlichkeit berichten kann, hier drei Termine, die mich besonders berührt oder herausgefordert haben!

HINWEIS: Ich bin weder GEGEN Baumsättel, noch würde ich gegen andere Dienstleister oder Gewerke sprechen. Sondern ich berichte euch möglichst wertfrei von den Gegebenheiten, wie ich sie vorfand bzw. erlebt habe. Jede Marke, jedes Sattelkonzept hat seine Daseinsberechtigung und seine Abnehmer! Es gibt gut gemachte und angepasste Baumsättel, wie auch unpassende Baumsättel …

Sattel-baumlos-Pferde-BLOG- Was passiert auf Tour

Das Pferd das KEINEN Sattel akzeptiert

Wenn in der Terminanfrage steht „dies ist mein letzter Versuch einen Sattel zu kaufen“ spricht das immer dafür, dass es ein spannender Termin wird. Laut Kundin haben sich bereits zig Sattler und Sattelberater an ihrem Pferd versucht, ohne dass es nur einen Sattel akzeptiert hat. 

Zu Beginn der Beratung erfuhr ich direkt: Entweder lief das Pferd mit den doch so passenden Sätteln erst gar nicht los oder bockte und rannte rückwärts. Was für Aussichten! Aber OK – wie sagt man so schön: CHALLENGE ACCEPTED!

Bei so einer Vorgeschichte gilt noch mehr als sonst zu beobachten und einzuschätzen: Ist der Gesamtzustand des Pferdes ok? Zeigt das Pferd Schmerzzeichen? Ist der Bewegungsablauf gestört? … Und ich gehe in den intensiven Austausch mit dem Besitzer, denn es gibt keinen der sein Pferd so gut kennt, wie sein Besitzer, trotz „Betriebsblindheit“ und dann und wann falscher Interpretation von Signalen – man kann daraus eine Menge ableiten.

Der wichtigste Teil der Beratung für mich, die Befundung des Pferderückens. Ich kann an dieser Stelle nicht auf alle Einzelheiten eingehen, aber das Pferd hatte schon einiges ertragen müssen, bis es zu dem Punkt kam, dass es so deutlich sagte: „Stopp! Ich will diese Dinger nicht mehr auf meinem Rücken!“ Die Besitzerin hatte richtig reagiert, und lange nicht oder nur noch im Pad geritten, die Einstellung des Pferdes zu Sätteln hatte sich dadurch wohl nicht grundlegend geändert.

Nachdem wir uns darüber ausgetauscht haben, was die Reiterin vom Sattel erwartet bzw. welche Vorhaben sie damit verfolgt und ich sie bezüglich der möglichen Auswahl – was für den Pferderücken in Frage kommt, beraten habe – schauten wir uns die zwei möglichen Modelle an und ich erklärte Vor – und Nachteile. Die Kundin hatte schnell einen Favoriten, sodass ich den Sattel so präparierte, dass sie damit einen Proberitt absolvieren konnte.


Ich will ehrlich sein, ich hielt beim Aufsteigen den Atem an! So sehr ich auch von unseren Sätteln und meiner Arbeit überzeugt bin, in solchen Fällen bleibt es immer spannend!

Und? Das Pferd schaute erstmal skeptisch als die Besitzerin im Sattel Platz nahm und es wirkte so, als spüre es in sich hinein, in der Erwartung einen Schmerz zu spüren. Ein paar Sekunden vergingen, dann zockelte es tiefenentspannt los, die Bewegung ging sauber durchs Pferd, der Zügel blieb hingegeben … ok – wieder atmen! Aufatmen! Ein Grinsen machte sich in ihrem Gesicht breit und sie schenkte mir die schönen Worte: „Ich wusste, dass es sich lohnen wird, dich kommen zu lassen.“ Für mich ein Gänsehaut Moment! Ein wunderschöner Sattel – eine Spezialkonfiguration von mir – durfte einziehen und es wurden seitdem bereits zwei kleine sehr zufriedenstellende Reiteinheiten absolviert – Pferd und Reiter happy!

 

Marleen Mercedes Haack ueber mich sattel-baumlos

Vom „Aua – Rücken“ zur gesunden Brücke

Isis sind sicherlich eine der Pferderassen, bei denen der ein oder andere Sattler oder Sattelberater den Termin lieber ablehnen würde. Kurze Rücken, keine einfach zu besattelnen Trageflächen, oft verhältnismäßig große Reiter.

Das Gespann, von dem ich euch nun berichten möchte, haben wir bereits mit einem Sattel ausgestattet – hier durfte unser baumloser freeform FLEX-PROTECT ran und zeigen, was er kann!

Bei der Beratung (4 Monate vorher) fiel sofort auf: Das Pferd hat Probleme mit dem Takt, verhaltenes vorwärtslaufen bis zur Unwilligkeit, die Bewegung läuft nicht sauber durchs Pferd, die Schulter wirkte blockiert, die Reiterin kam nicht zum Sitzen. Als der vorherige Sattel (Baumsattel, angepasst, mehrfach kontrolliert!) vom Pferd genommen wurde, fiel mir sofort ein Wort ein: Sattelfraß! Der Sattel hatte sich in den Rücken „gefressen“ und im Gewebe seine Spuren hinterlassen … beim Abtasten tauchte das Pferd unter leichtem Druck stöhnenden nach unten weg. Der Besitzerin ist hier an dieser Stelle KEIN Vorwurf zu machen, denn als Besitzer ist man auf die Fachleute und deren Aussagen angewiesen und sie ist dann ja auch irgendwann mutig gewesen, mit uns neue Wege zu gehen!

Deswegen war ich sehr gespannt, was uns hier beim Sattelcheck nun erwarten würde.

Meine Erwartungen bzw. Hoffnungen wurden übertroffen – denn mein Ziel war: Eine Verbesserung der Gesamtsituation (Tendenz in die richtige Richtung) – langsamer Muskelaufbau im Tragebereich, besseres Taktbild etc. – weniger Schmerzempfinden beim Abtasten und Abstreichen.

Was ich vorfand: Ein fröhlich vorwärts laufendes Pony, ein sauberes Taktbild, eine fröhlich strahlende Besitzerin obenauf. Ok – also Sattel runter – jetzt bin ich neugierig auf den Rücken!
Was soll ich sagen? Optisch: Ein Rücken, der nun in der Lage ist, eine gesunde Brücke zu spannen! Abtasteten: Keine Schmerzreaktion – ok, noch ein bisschen fester abtasten: NICHTS!

Der Flex-Protect wurde unter anderem für solche Fälle von uns entwickelt und ich bin so froh, dass freeform mit uns den Weg der Entwicklung neuer Sättel geht und mir die Möglichkeit gibt, Pferden Sättel zu bieten, die ihren Bedürfnissen entsprechen.

Dieses Bild konnte die Besitzerin mit dem Sattel erreichen und mit viel Ehrgeiz, viele andere Themen anzugehen und fleißig zu üben und zu trainieren. Ganz toll! In solchen Momenten überkommt mich mein „Pferde-Mama-Gefühl“ und ich habe ihr über den Arm gestreichelt und gesagt, wie sehr ich mich für die beiden freue und dass sie bzw. wir auf dem richtigen Weg sind!!

sattel-baumlos on tour mit kindersattel

Luft anhalten, Augen zu und durch!

Nicht jedes Pferd zeigt durch Widerwillen, plötzlichen „Ungehorsam“, sichtbare Schmerzsignale oder ähnliches, dass das Equipment nicht passt.

Pferde sind äußerst leidensstarke Wesen, manche schlucken Schmerz einfach runter und tun brav, was die Besitzer „verlangen“. Manche Pferde haben gelernt, dass ihr Zeichen nicht gesehen werden, andere wollen einfach gefallen und ihren Besitzern gerecht werden.

Hier genau so ein Fall. Die Besitzerin hatte knapp vorher noch den bestehenden Sattel nachpolstern lassen, hatte jedoch mehrfach von unserer Arbeit gehört und war auf Grund dessen neugierig geworden. Ebenso hing ein baumloser Sattel einer anderen Firma in ihrem Schrank, der aber aus verschiedenen Gründen die Reiterin nicht überzeugte.

Nach nettem Anfangsplausch kam die Besitzerin mit dem Sattel angelaufen und der Blick (das Auge) des Pferdes veränderte sich – von freudig neugierig auf starr und ausdruckslos. Der Sattel wurde aufgelegt und kleinere Muskelpartien verspannten sich. Nicht sofort zu erkennen, wer aber oft verschiedene Pferde intensiv beobachtet, dem fallen eben auch diese Dinge auf. Als der Gurt kam, hielt das Pferd die Luft an. Dieses Bild wiederholte sich immer wieder … Das Pferd lief größtenteils „unauffällig“– was aber auch hier auffiel: triebiges, verhaltenes Laufen, schwunglose Bewegung.

Auch hier gab das Befunden weiteren Aufschluss – der Rücken ist nicht in Ordnung. Der zwar auf den ersten Blick passende Sattel, passte nicht! Auch wenn hier wenig Reaktion bzw. Feedback vom Pferd kam, das Gewebe selbst gab mir hier die entsprechende Rückmeldung.

Relativ schnell einigten wir uns auf drei mögliche Sattelmodelle. Beim Auflegen wurde klar, Modell drei fliegt aus der Auswahl, also rauf aufs Pferd und der Reiter in den Favoriten. Aber nein, dieser war es nicht. Also schnell wieder runter und wechseln auf den anderen Sattel.
Treffer!! –  Pferd und Reiter fühlen sich auf Anhieb wohl. Aus dem Austesten des neuen Sattels wurde dann irgendwie eine kleine Trainingseinheit und plötzlich stand ich nicht mehr als freeform Sattelberaterin auf dem Platz, sondern als Trainerin, welche der Reiterin hilft, ihrem „Pferd zu helfen“ zu verstehen und möglichst störungsfrei im Sattel zu sitzen. Nach ca. 20 Minuten waren dann aber auch beide erstmal vom Kopf her platt und wir beendeten den Ritt mit einem super Gefühl für Pferd und Reiter – und einem möglichen neuen Sattel.

Nachdem wir nochmal über Kosten und weiteren Ablauf gesprochen haben, entschied sich sich Reiterin ohne weitere Umschweife für den getesteten Sattel. Also passte ich den Sattel individuell auf Reiter und Pferd an. Denn Schulter, Schwung, Wirbelkanal und alles, was es zu berücksichtigen gibt, sind von Pferd zu Pferd verschieden, ebenso wie jeder Reiter. Natürlich kontrollierten wir anschließend in der Bewegung mit Reiter oben auf (anders kann man unsere Sättel NICHT kontrollieren) die Passgenauigkeit.

Nachdem wir dann nach ganzen 3 Stunden alles wieder einpackten und ich mich bei dieser tollen Pferdebesitzerin für diesen wirklich netten Termin bedankte, entließ sie mich mit dem Satz: „Du hast meine Erwartungen an diesen Termin weit übertroffen, ich wurde noch nie so gut und umfänglich beraten, schade, dass wir uns nicht eher getroffen haben.“

Marleen Mercedes Haack ueber mich sattel-baumlos 2
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